Jahreskonferenz 2023

Veranstaltungsort: WESTSPITZE (Eisenbahnstraße 1, 72072 Tübingen)

Die vierte Jahreskonferenz des Forschungsnetzwerks fand am 05. Oktober 2023 in der Westspitze in Tübingen statt.

Wir danken allen Referierenden, Diskutanten und der Moderation für ihre Beteiligung an einer gelungenen vierten Jahreskonferenz des Netzwerks Bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau.

Auf dieser Seite finden Sie sowohl einen Rückblick auf die Konferenz als auch die Beiträge der Vortragenden.

Die öffentliche Verwaltung unter Transformationsdruck

Eine Vielzahl von Entwicklungen stellt die öffentliche Verwaltung unter Transformationsdruck. Der demographische Wandel und der schon spürbare Fachkräftemangel ist nur eine dieser Entwicklungen. Eine weitere Herausforderung stellen die Anforderungen an die Digitalisierung der Verwaltung dar. Die zunehmende Informationsflut verlangt nach einem geeigneten Wissensmanagement. Erfahrungen mit der Bereitstellung von digitalen Diensten verändert zunehmend die Erwartungshaltung der Bürger*innen und Unternehmen. Die fiskalische Konsolidierung nach der Corona-Pandemie bedeutet geringere finanzielle Spielräume. Zudem steht die Verwaltung vor der Aufgabe, langwierige Verfahren und Genehmigungsprozesse zu verkürzen. Die Verwaltung sieht sich zusätzlich auch mit den Herausforderungen der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft und der Verschiebung gesellschaftlicher Präferenzen konfrontiert.

Die vierte Jahreskonferenz des Netzwerks Bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Verwaltung mit ihren bestehenden Strukturen, ihrem Personal und den vorhandenen Ressourcen diesen Herausforderungen gerecht werden kann, um auch in Zukunft handlungsfähig zu sein.

Rückblick auf die Jahreskonferenz 2023

Prof. Dr. Bernhard Boockmann ©Netzwerk

 

 

Eröffnet wurde die 4. Jahreskonferenz „Die öffentliche Verwaltung unter Transformationsdruck“ durch Professor Bernhard Boockmann vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) Tübingen e.V., der im Namen des Netzwerks Bessere Rechtsetzung die Anwesenden vor Ort und über Webex begrüßte.

 

 

 

 

Dr. Dieter Salomon ©Netzwerk

Anschließend richtete Dr. Dieter Salomon, designierte Vorsitzende des Normenkontrollrates Baden-Württemberg, das Wort an die Anwesenden. Er hob die Wichtigkeit des Bürokratieabbaus hervor, räumte jedoch ein, dass dies auch politisch eine herausfordernde Aufgabe sei.

Oftmals sind die Erwartungen an einen erfolgreichen Bürokratieabbau eher verhalten. Dennoch ist angesichts des demographischen Wandels und des Digitalisierungsdefizits der Druck der Realität spürbar. Wie Herr Salomon betonte, steht Deutschland und seine Verwaltung vor der Herausforderung der Transformation, der Vereinfachung von Gesetzen und der Reduktion von Bürokratie.

 

 

 

Prof. Dr. Tanja Klenk ©Netzwerk

Professorin Tanja Klenk erläuterte in ihrer Keynote „Führung und Arbeitsbedingungen in der digitalisierten öffentlichen Verwaltung – eine Governance-Perspektive“ verschiedene Steuerungmodelle, die sich über die Jahrzehnte entwickelt und geprägt haben, darunter Weber, New Public Management und Public Governance. Gemeinhin wird vermutet, dass die Digitalisierung der Verwaltung ein neues Steuerungsmodell und Weiterentwicklung der bisherigen Modelle als Digital Governance darstellt.

Wie Frau Klenk jedoch sowohl theoretisch als auch empirisch aufzeigte, stellt die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung kein neues Modell dar, sondern kommt bei den jeweils angewandten Modellen noch dazu. Die Folgen sind ein Erstarken alter Modelle und derer Werte, eine sogenannte Wiederbelebung. Die Digitalisierung wird dann jeweils für die Ziele der Steuerungsmodelle angeeignet. Dies zeigt sich bei der Organisation, bei der Führung und bei den Arbeitsbedingungen innerhalb der Verwaltung.

 

In den folgenden Stunden gab es insgesamt vier Vortragsslots, in denen Referierende am Vormittag und Nachmittag ihre Themen vorstellten.

Slot I: Rahmenbedingungen für die Transformation der Verwaltung

Die Vorträge des Slots I „Rahmenbedingungen für die Transformation der Verwaltung“ beschäftigten sich mit einigen großen Rahmenbedingungen zu Resilienz der Verwaltung in Krisen, zur Digitalisierung als Treiber für Veränderungen sowie Once-Only als Vereinfachung bestehender Verwaltungsprozesse. Vorgetragen haben:

  1. Prof. Dr. Nathalie Behnke (TU Darmstadt): Resilienz durch Innovation in Staat und Verwaltung
  2. Marco Brunzel (HWR Berlin/ Universität Speyer): Digitalisieren statt Elektrifizieren – Potenziale rechtlicher und strategischer Entwicklungen auf Bundesebene für die Veränderung der Arbeitsteilung im föderalen Mehrebenensystem
  3. Kathleen Jennrich (Bundesministerium der Finanzen): Chancen des agilen Arbeitens zur Umsetzung des Once-Only Prinzips
Slot II: KI-Fragen für die Verwaltung von morgen

Die Vorträge des Slots II „KI-Fragen für die Verwaltung von morgen widmeten sich Aspekten wie KI-Kompetenzen, der tatsächlicher Arbeitsunterstützung von KI, der Einfluss auf die Qualität des Verwaltungshandelns im Kontext von Ermessenentscheidungen sowie kritische Fragen zum Einsatz von KI in der Verwaltung. Vorgetragen haben:

  1. Dr. Sarah Fischer (Bertelsmann-Stiftung): Mehr als nur IT-Know-How. KI-Kompetenzen für die Verwaltung von morgen
  2. Prof. Dr. Christoph Schmidt (HVF Ludwigsburg): Einsatz von Künstlicher Intelligenz – Assistenz oder Konkurrenz in der Verwaltung von morgen?
  3. Raimund Lehle (FOM Hochschule): Der Einfluss der Digitalisierung auf die Qualität von Ermessensentscheidungen
  4. Tabea Hein (IU Internationale Hochschule) und Hendrik Stier (freiberuflich): Unerwünschte Nebenwirkungen. Adverse Effekte von KI auf die öffentliche Verwaltung.
Slot III: Herausforderungen für die Personalentwicklung in der Verwaltung

Die Vorträge des Slots III „Herausforderungen für die Personalentwicklung in der Verwaltung“ diskutierten Personalfragen für und in der Verwaltung, z.B. Weiterbildung für die Digitalisierung und die Transformation der Verwaltung, Teamarbeit und einen Kulturwandel. Vorgetragen haben:

  1. Dr. Alexander Bode (KommunalCampus eG): Digitale Weiterbildung als Chance. Fachkräftemangel auffangen – Verfahren beschleunigen – Bürokratie abbauen
  2. Kerstin Meißler (IT.NRW): Change Agents – Das Befähigungskonzept für gelungene Transformationen
  3. Helena Klöhr (Bonpago GmbH): Digitale Transformationsprozesse in der öffentlichen Verwaltung und ihr entscheidender Faktor Mensch
  4. Nicole Röttger (Apiarista GmbH): Mindset Shift – Wie lässt sich die Transformation der inneren Haltung erreichen?
Slot IV: Voraussetzungen und Perspektiven der Digitalisierung in der Verwaltung

Die Vorträge des Slots IV „Voraussetzungen und Perspektiven der Digitalisierung in der Verwaltung“ widmeten sich schließlich unterschiedlichen Aspekten einer digitalisierten Verwaltung, darunter das Themen Datenkompetenzen, der mögliche Einsatz von digitaler Formate im Rahmen von Öffentlichkeitsbeteiligung, die Zusammenarbeit von Kommunen mit IT-Dienstleistern bzw. Start-Ups und abschließend den Chancen eines digitalen Klima- und Umweltdatenmonitoring für die Erfüllung öffentlicher Aufgaben. Vorgetragen haben:

  1. Prof. Dr. Ralf Daum (DHBW Mannheim): Entwicklung und Nutzung von Datenkompetenzen in Kommunen
  2. Juliane Rausch (Universität Freiburg): Öffentlichkeitsbeteiligung unter dem Transformationsdruck der Digitalisierung: Einsatz neuer digitaler Formate im Planfeststellungsverfahren
  3. Jana Stuck (WIK GmbH): Innovative Kommunen – die Rolle von kommunalen IT-Dienstleistern und Start-ups
  4. Sander Frank (Universität Friedrichshafen): Digitalisierung und ökologische Nachhaltigkeit im öffentlichen Sektor: Potentiale eines ganzheitlichen Klima- und Umweltdatenmonitorings für die Steuerung und Erledigung von öffentlichen Aufgaben mit Klimarelevanz.
Übergabe des Preises ©Netzwerk

Nachfolgend wurde der Netzwerkpreis für herausragende akademische Abschlussarbeiten vergeben. Im Jahr 2023 erhielt Thomas Balbach, M.Sc., der aus Leuven (Belgien) digital zugeschaltet war, die Auszeichnung für seine Masterarbeit zum Thema: „Does Official Language Proficiency Lead to Bureaucratic Discrimination of Cross-Border Citizens? A Correspondence Experiment in Germany“. In seiner Arbeit kam er zu dem Ergebnis, dass entgegen gängiger Studien keine Diskriminierung bei der KFZ-Anmeldung aufgrund von Sprachproblemen festzustellen ist. Zudem versuchte er, mögliche Gründe dafür zu erörtern.

Die Urkunde wurde zunächst "symbolisch" von Prof. Bernhard Boockmann und Dr. Gisela Meister-Scheufelen überreicht, beide Mitglieder der Auswahlkommission.

 

Podiumsdiskussion ©Netzwerk

Den Konferenztag abschließend, fand die Podiumsdiskussion zum „Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung“ statt, welche von Frau Anja Lange moderiert wurde. Als Podiumsgäste waren Marc Elxnat, Deutscher Städte- und Gemeindebund, Dr. Albert Käuflein, Bürgermeister der Stadt Karlsruhe und Markus Kling, Ver.di, eingeladen. Ursachen, wie die mangelnde Attraktivität der Verwaltung als Arbeitgeber und auch Finanzen waren Thema der kurzweiligen Diskussion. Auch über mögliche Lösungsansätze, darunter Weiterbildung von vorhandenem Personal oder der Reaktivierung „stiller Reserven“, z.B. Personen, die in Teilzeit arbeiten, oder die Einstellung von Personen mit ausländischen Abschlüssen wurde diskutiert.

 

 

Konferenzbeiträge

Vorträge der Konfernez

Keynote

Prof. Dr. Tanja Klenk, Professur für Verwaltungswissenschaften an der Hel-mut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg

Slot I | Rahmenbedingungen für die Transformation der Verwaltung

Resilienz durch Innovation in Staat und Verwaltung

Prof. Dr. Nathalie Behnke, TU Darmstadt

Digitalisieren statt Elektrifizieren – Potenziale und Perspektiven aktueller rechtlicher und strategischer Entwicklungen auf Bundesebene für die Veränderung der Arbeitsteilung im föderalen Mehrebenens

Marco Brunzel, HWR Berlin / Universität Speyer

Slot II | KI-Fragen für die Verwaltung von morgen

Mehr als nur IT-Know-how. KI-Kompetenzen für die Verwaltung von heute

Dr. Sarah Fischer, Bertelsmann Stiftung

Einsatz von Künstlicher Intelligenz – Assistenz oder Konkurrenz in der Finanzverwaltung von morgen?

Prof. Dr. Christoph Schmidt, Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen (HVF) Ludwigsburg

Der Einfluss der Digitalisierung auf die Qualität von Ermessensentscheidungen

Raimund Lehle, FOM Hochschule

Unerwünschte Nebenwirkungen. Adverse Effekte von KI auf die öffentliche Verwaltung

Tabea Hein, IU Internationale Hochschule & Hendrik Stier

Slot III | Herausforderungen für die Personalentwicklung in der Verwaltung

Digitale Weiterbildung als Chance. Fachkräftemangel auffangen - Verfahren beschleunigen - Bürokratie abbauen

Dr. Sonja Petersen & Dr. Alexander Bode, KommunalCampus eG

Change Agents – Das Befähigungskonzept für gelungene Transformationen

Kerstin Meißler, Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW)

Digitale Transformationsprozesse in der öffentlichen Verwaltung und ihr entscheidender Faktor Mensch

Helena Klöhr, Bonpago GmbH

Mindset Shift | Wie lässt sich die Transformation der inneren Haltung erreichen?

Nicole Röttger, Apiarista GmbH

Slot IV | Voraussetzungen und Perspektiven der Digitalisierung in der Verwaltung

Öffentlichkeitsbeteiligung unter dem Transformationsdruck der Digitalisierung: Einsatz neuer digitaler Formate im Planfeststellungsverfahren

Juliane Rausch, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Innovative Kommunen – Die Rolle von kommunalen IT-Dienstleistern und Start-ups

Jana Stuck, WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommuni-kationsdienste GmbH

Digitalisierung und ökologische Nachhaltigkeit im öffentlichen Sektor: Potentiale eines ganzheitlichen Klima- und Umweltdatenmonitorings für die Steuerung und Erledigung von öffentlichen Aufgaben mit

Sander Frank, Zeppelin Universität

Podiumsdiskussion

Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung

Moderation: Anja Lange

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